Müssen Kommunen und Sportvereine ein Kunstrasen-Verbot befürchten?

Sportvereine schätzen Kunstrasen als pflegeleichte Spielplätze. Doch sie bringen tonnenweise Mikroplastik in die Umwelt. Die EU denkt daher über ein Verbot nach. Auf Kommunen und Vereine kämen hohe Kosten zu. Was ist wirklich da dran?

„Wenn es rieselt, geht es dem Rasen gut.“ So mancher Sportamtsleiter oder auch Platzwart weiß das. Sie streichen mit den Fingern über die grünen Plastikhalme am Boden eines Sportplatzes, dazwischen springt feines Gummigranulat heraus. Seit Jahren rüsten Städte und Vereine um, weg mit den Ascheplätzen, stattdessen Kunstrasen auf die Fußballfelder.

Eigentlich entspricht das dem Internationaler Standard. Doch mit dem Kunstrasen kamen die Probleme. Schuld daran ist das Granulat, das zwar dem Kunstrasen gut tut, aber der Umwelt ganz und gar nicht.

Sportplätze produzieren Massen an Mikoplastik

Um die Fußballplätze nutzen zu können, braucht man dazu die sogenannte Füllung. Sie hat eine ähnliche Funktion wie Erde auf natürlichen Plätzen, sie dämpft und schützt Spieler vor Verletzungen. Auf jedem Quadratmeter landen so im im Schnitt bis zu fünf Kilo Gummigranulat. Auf einem ganzen Fußballplatz liegen etwa 35 Tonnen. Das Granulat muss immer stets nachgefüllt werden, um Löcher zu stopfen, denn der Wind, der Regen und die Reinigungsmaschinen lösen die Substanz zwischen den Halmen heraus und tragen es in die Gewässer und auf die Felder.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik haben so in einer Studie festgestellt: Sportplätze mit Kunstrasen sind eine der größten Quellen von Mikroplastik. In Deutschland seien sie pro Jahr „für geschätzt bis zu 10.000 Tonnen Mikroplastik in der Umwelt“ verantwortlich, so die Verantwortlichen für dieses Projekt.

Dann können wir den Fußballbetrieb einstellen“

Das war im Endeffekt der Auslöser dafür, dass die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) verstärkt über Kunstrasen nachdenkt. Die EU-Kommission hat die ECHA beauftragt, Maßnahmen zu entwickeln, um den Einsatz von Mikroplastik zu verhindern. Die ECHA empfiehlt ein Verbot der winzigen PlastikpartikelStart dafür soll 2022 sein. Viele Vereinsvorstände, deren Mannschaften nur auf Kunstrasen spielen unken: “ „Dann können wir den Fußballbetrieb einstellen!“

Das Verbot beträfe auch das Kunstrasen-Granulat. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat das Thema deshalb Anfang Mai mit Vertretern von Sportämtern diskutiert. „Der DOSB geht davon aus, dass es Verbote geben wird“ so eine Mitteilung vom Treffen.

Verbote wären für Städte mit Kunstrasenplätzen ein echtes Problem. Auch in Thürimngen gibt es Kunstrasenplätze, die mit Granulat auffüllen. Allein in Erfurt gibt es 34 Kunstrasenplätze. Auch Gotha hat im Volksparkstadion so einen Platz. In ganz Thüringen werden es wohl über 100 Plätze sein, die davon betroffen wären. In Bad Blankenburg gibt es an dortigen Sportschule und dem DFB Trainingszentrum mehrere solche Plätze. Dort finden jährlich viele Trainingslager und Lehrgänge statt.

Sanierungen kosten bis zu 500.000 Euro

Die Sportplatzbetreiber könnten statt des Gummis auch Quarzsand oder Kork verwenden, auf einem Teil der Plätze kommen die Materialien schon jetzt zum Einsatz. Um zu verhindern, dass bereits gestreutes Granulat in Böden und Flüsse gelangt, müssten die Plätze komplett auf Sand umgerüstet werden.

Die Angaben , wie viel eine solche Sanierung kosten würde, schwanken zwischen 100.000 und 500.000 Euro. Das ist viel Geld für die Kommunen und erst recht für Vereine, die häufig auch Betreiber der Plätze sind.

Verbände schlagen Alarm und fordern mehr Zeit

Um zu vermeiden, dass diese Kosten auf einmal anfallen, haben sich neben dem DOSB der Deutsche Fußballbund (DFB) eingeschaltet. Sie fordern für die Umrüstungen eine Übergangsfrist von mindestens sechs Jahren, „um die hohen Investitionen für die Sanierungen leisten und gleichzeitig den Sportbetrieb auf den betroffenen Sportanlagen aufrechterhalten zu können“. Viele Verbände schlagen deshalb schon Alarm.

Im Moment ist noch viel Spekulation und Panikmache dabei sagen die Einen. Die Anderen sagen, Europa hat mit ihren neuen Bestimmungen schon viel kaputt gemacht. Fakt ist, dass Thema wird schon heiß diskutiert und ist wohl im Umbruch. Sind die Vereine nun ein Opfer des „neuen“ Klimawahns oder ist da wirklich was dran?

Hohe Kosten für Kommunen und Vereine

Nicht alle Städte stehen vor gleich großen Problemen. Doch wie können die Alternativen aussehen? Werden in Zukunft nur nur noch sandverfüllte Plätze gebaut? Es sieht so aus.

Das Probelm besteht nun teilweise nicht mehr für die Städte. Die Sportplätze gehören oft auch den Vereinen, diese allerdings werden sich mit dem Thema befassen müssen.

Details müssen auf EU-Ebene noch geklärt werden

Auch die Europäische Chemikalienagentur selbst wartet noch ab und hört sich die Befürchtungen an. Bis September 2019 können sich die Betroffenen mit Anmerkungen an die Institution wenden, dann sollen ECHA und EU-Kommission innerhalb eines Jahres die endgültigen Details klären.

Auch wenn diese bis jetzt noch nicht feststehen: Plätze mit Kunststoffgranulat dürften die Städte nicht mehr bauen. Alle Stadträte und Gremien werden diesen Punkt wohl erst mal von der Liste nehmen.